Tonspiel und Wackelstange

Warum habe ich diesen Ort ausgesucht? 
Vom in:takt aus habe ich oft das Klimpern des Ton-Spiels gehört. Es scheint trotz seiner Simpelheit unglaublich gerne genutzt zu werden und sorgt immer wieder für eine freundliche Atmosphäre in dieser ansonsten eher unbelebten Ecke der Innenstadt. 

Was ist die besondere Qualität des Ortes?
Er bietet eine Möglichkeit, durch körperliche Bewegung Töne herzustellen und somit gewissermaßen Musik zu machen (ob das schon als Kunst zu bezeichnen ist, lässt sich diskutieren). Diese Musik strahlt dennoch aus in die ganze Umgebung und lockert die etwas triste Stimmung etwas auf. Die Tatsache, dass es nur ein Ton-Spiel gibt, kann ebenfalls positiv bewertet werden: So hören sich die Spielenden zu, lernen Geduld, können sich gegenseitig inspirieren und es wird ihnen erschwert, wild durcheinanderzuspielen. Außerdem scheinen Menschen aller Altersklassen und sozioökonomischer Status, wenn auch vorwiegend Jüngere, Freude daran zu haben.

Positives?
Schön ist auch, dass z.B. wartende Eltern (falls sie nicht selbst mithüpfen), auf den Bänken Platz nehmen können, von denen aus sie ihre Kinder gut im Blick haben. Nebendran befindet sich eine etwas schiefe Stange mit Trittbrett, die leicht hin und her wippt und sich im Kreis drehen kann und auf der ebenfalls öfters gespielt wird. 

Negatives?
Die Verwendung der beschriebenen Wackelstange ist leider nicht ganz klar; es wirkt so, als ob die damit Spielenden neugierig aufsteigen, versuchen, herauszufinden, was man damit machen kann, dann aber nach kurzer Zeit etwas enttäuscht wieder runterspringen. Außerdem ist es nicht ganz ungefährlich, da sie bei einem möglichen Sturz direkt auf den Asphalt fällen würden. Die sich durch den gesamten Nordabschnitt des Breiten Weges ziehende fast vollständige Flächenversiegelung ist außerdem weder stadtklima-technisch geschickt noch gemütlich. Des Weiteren werden durch das Ton-Spiel selten ästhetische Lieder produziert – fleißige Studierende im in:takt werden schnell mal aus ihrer produktiven Konzentrationsphase gerissen.

Soll Ort so bleiben oder sich verändern?
Der Ort zeigt, welche Potenziale ein musikalischer Ort hat, der aktiv von den sich dort aufhaltenden Menschen mitgestaltet werden kann. Daher wäre es eine Möglichkeit, zusätzlich zum Ton-Spiel ein fest installiertes Klavier dort aufzustellen, das von allen benutzt werden kann (außer während der Mittagspause/nachts).
Der Ort zeigt aber auch das Bedürfnis von vielen Kindern nach Spielmöglichkeiten in der Innenstadt. Dafür wäre ein kleiner – eventuell etwas alternativer bzw. sportlicher – Spielplatz auf einer Sand- oder Rasenfläche, der sich parallel zur Straßenbahn zieht, denkbar. Beispielweise könnten dicke Baumstämme zum Balancieren installiert werden. 
Zwischen ein paar Sträuchern oder Mitmach-Beeten (vielleicht durch das in:takt in Stand gehalten) könnten Holz-Liegebänke aufgestellt werden, die auch den etwas älteren Menschen eine Pause von der reizüberflutenten Innenstadt bieten.

Was könnte unser Beitrag sein für den Ort?
Unser Beitrag könnte sein, die Stadt zu überzeugen, mehr Grünflächen aufzubauen und Bänke aufzustellen. Falls ein altes Klavier gespendet würde, könnten wir es als eine Art Experiment dort hinstellen und abwarten, was damit passiert (eventuell sollte es irgendwie festgemacht werden, da sonst Diebstahl sehr wahrscheinlich ist).
Denkbar wäre auch, mit Kreide die Trittfolge für einfache Lieder, die mit dem Ton-Spiel möglich sind, auf den Boden zu malen – wohl eher für die Zuhörenden; die Spielenden scheinen auch das Improvisieren sehr zu genießen.